Irgendwie habe ich immer wieder das Gefühl, dass viele Künstler das Abmalen von Dingen etwas zu negativ sehen. Ich sehe es ganz anders: Besonders, wenn man noch jung ist und noch nicht seinen eigenen Stil gefunden hat, sollte man ruhig andere Bilder abpausen oder abmalen. Also Leute … keine Angst, ihr dürft abmalen! Wer es nicht nötig hat, darf sich glücklich schätzen.
Der Rest sollte es unbedingt tun.
Der eigene Stil
Früher habe ich nach einem eigenen Stil in meinen Bildern gesucht; ich habe vieles versucht, um diesen Stil zu erzwingen. Irgendwann habe ich aber für mich entschieden, dass mein eigener Stil sich nicht erzwingen lässt. Mag sein, dass man mit seinen aktuellen Werken noch nicht zufrieden ist, aber das sollte Motivation sein weiter zu üben. Ich denke, viele angehende Künstler wollen auch ihren Stil finden, und eine gute Methode, um diesen Prozess zu beschleunigen, ist tatsächlich das Abmalen von Bildern. Genauer gesagt von Bildern deiner Lieblingskünstler.
Lernen durch Kopieren
Studienzeichnungen aus Fotos sind eine große Hilfe
Abmalen sollte als eine Art Lernübung betrachtet werden. Es ist genau wie beim Sprachen lernen: Wer nur mit einem Buch eine Sprache lernt, wird irgendwann merken, dass sein Akzent katastrophal ist. Wer aber mit einem Muttersprachler übt, wird eine viel bessere Aussprache haben.
Ähnlich verhält es sich mit der Kunst. Das Studieren fremder Bilder sollte eine essentielle Handlung jedes Künstlers sein. Dazu gehört auch das Kopieren von Bildern.
Um zu verstehen, wie ein Bild gemacht wurde, ist es sehr hilfreich, es selbst zu versuchen. So erhöht man auch die Chance, dass die eigenen Werke irgendwann einmal denen des Vorbilds ähnlicher sehen. Diese Art von „Übungsbildern“ sollte man ab und zu machen, um seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Eine weitere Übung, die ich empfehlen kann, ist das Abmalen von Fotografien.
Darf man abpausen?
Und jetzt kommen wir zum Tabuthema Nummer 1: Abpausen. (Oje, jetzt habe ich das böse Wort geschrieben.) Darf man das? Tja, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ich finde, für manche Dinge sollte es durchaus „erlaubt“ sein. Warum eigentlich nicht?
Zum Beispiel für das verhasste Malen von Händen. Hände sind besonders knifflig, weil sie schnell ziemlich hässlich aussehen. Um Hände richtig zu malen, gibt es mehrere Methoden (die ich irgendwann in einem extra Artikel beschreiben werde), aber letzten Endes ist es später egal, wie sie entstanden sind. Hauptsache, am Ende sehen die Finger so aus, wie sie aussehen sollen. Ich bin der Meinung, wer das nicht alleine hinkriegt, sollte zu Vorlagen greifen und die Finger und Handflächen abmalen oder abpausen.
Kopieren ja, aber selbst auch etwas Neues schaffen
Viele Bilder werden einfach nicht zu Ende gemalt, weil man an einzelnen Stellen nicht weiterkommt. Wer würde es einem verübeln, wenn man etwas Schützenhilfe in Form von Vorlagen in Anspruch nimmt? Jetzt aber bitte nicht den Browser starten und das Bild eines Digital Artists eins zu eins kopieren und dann als euer eigenes verkaufen! Wenn ihr schon etwas abpaust oder abmalt, dann macht es bitte so, dass es zu etwas Eigenem wird.
Auch große Meister hatten Vorlagen
Wir wollen keine Plagiate erstellen, wir wollen nur etwas Hilfe haben. Wenn ihr keine Körper malen könnt, dann sucht ruhig Vorlagen und malt sie ab, fügt aber andere Kleidung ein, verändert die Frisur und das Gesicht oder vielleicht wird auch ein Arm anders gehalten. Erschafft aus der Vorlage ein Werk, das man am Ende stolz betrachten kann.
In diesem Sinne … Strg+C